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Geschichte>Zusammenfassung

Das ehemalige Klostergelände Haus Meer -
Zur historischen Entwicklung in 4000 Jahren Siedlungsgeschichte

Lage

Exponiert am Westrand der Ilvericher Rheinschlinge, bedeutendstes und größtes Naturschutzgebiet des Rhein-Kreis-Neuss und Bestandteil FFH-Richtlinie 92/93 EWG. Hier liegt das ehemalige Klosterareal auf der hochwasserfreien sogenannten Niederterrasse. Genauer, am nördlichen Terrassenrand, ca. 3 - 4 Meter über der jüngeren Rheinaue. Im Westen verläuft in nördlicher Richtung die Römerstraße, die so genannte Limesstraße,
von Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium, kurz CCAA)
über Neuss (Castrum Novaesium, kurz CN)
nach Krefeld-Gellep-Stratum (Gelduba)
bis Xanten (Colonia Ulpia Traiana, kurz CUT)

Vorgeschichte

Keramikfunde lassen seit 1996 eine Bronzezeitliche Besiedlung vermuten, also vor ca. 4000 Jahren.

2000 Jahre Siedlungsgeschichte

Römische Siedlungsbefunde, Trümmerstellen, Münzfunde und römische Gräber bezeugen eine Siedlungstätigkeit im römischen Militär- und/oder Zivilbereich.

800 Jahre Gartengeschichte

Vor 850 Jahren, genau 1166, erfolgte die Gründung eines Frauenklosters, damit begann eine 800-jährige Geschichte der Gartenkultur und Gartenkunst. Der historische Weg war vom Klostergarten nach dem Vorbild des St. Galler Klosterplanes, dem mittelalterlichen Klostergarten zum Barockgarten um 1740. Dem folgte Mitte des 19. Jhdt. (ab 1865) nach Aufgabe des Klosters ein Landschaftsgarten in dem in Nordeuropa bevorzugten „Englischen Stil“. 1864 übernimmt Friedrich Johann von der Leyen das Rittergut Haus Meer. Das ehemalige Gästehaus des Klosters wird zu einem repräsentativen spätklassizistischen Schloss umgebaut. 1865 erstellt der Königliche Hofgarten-Inspector zu Düsseldorf Joseph Clemens Weyhe (1807 - 1871) den Plan für den Park Haus Meer, einen Englischen Landschaftspark. Bis 1869 ist der Park im Wesentlichen hergestellt. Beweis: Das „Manual der königlichen Baumschulen zu Düsseldorf“ belegt, dass die Düsseldorfer Baumschulen die Hauptlieferanten von Bäumen und Sträuchern waren. Die Hauptfläche des Parks, innerhalb der Immunitätsmauer des früheren Klosters war ca. 5 ha groß.

Erstmalig wurde 2001 festgestellt, dass nach Untergang des Schlosses im II. Weltkrieg, noch 70% des Landschaftsparks erhalten sind. Hier greift nach 60-jährigem Pflegestillstand im Park der Förderverein Haus Meer e.V. ein. Seit 2008 führt er auf der Grundlage eines qualifizierten Parkpflegewerkes die Rettung und Bestandssicherung durch. Die baulichen Anlagen, als Bestandteil des Landschaftsparks sind: Das neogotische Teehäuschen von ca. 1830 auf des Südwestecke der Immunitätsmauer, der Eiskeller, im Kern frühes 18. Jhdt. und das Erscheinungsbild aussen aus der 2. Hälfte des 19. Jhdt. und die das Areal umgrenzende Immunitätsmauer von beträchtlicher Länge.

600 Jahre Klostergeschichte

Gräfin Hildegunde von Ahre und Meer gründete in der mittelalterlichen Zeit der Kreuzzüge (Kaiser Friedrich I. Barbarossa, ca. 1122 - 1190) im Jahr 1166 ein Frauenkloster der Prämonstratenserinnen. Zu dieser Zeit entstanden ohne zeitliche Unterbrechung die Klosterkirche und die Klausur mit Kreuzgang.Remise im Schnee, Park von Haus Meer. Foto: Eri Krippner

Im 30-jährigen Krieg 1618 - 1648 erfolgten große Zerstörungen und Wiederaufbauten. Um 1735 erreichte die Klosteranlage ihre größte vollständige Vollendung, u. a. mit dem barocken Südtor mit Jahreszahl 1735 im Dreiecksgiebel mit Hinweis auf St. Laurentius (Palmwedel und Rost), dem die Klosterkirche und eine Vorgängerkapelle gewidmet waren.

Während der Säkularisation in den französischen Rheinlanden ging das Kloster 1804 durch Verkauf an private Interessenten unter.

200 Jahre Familiengeschichte von der Leyen auf Haus Meer

1804 erwirbt die Krefelder Seidenfabrikantenfamilie von der Leyen das Kloster Meer mit allen umliegenden Ländereien.Frühling im Park Haus Meer. Foto: Eri Krippner

1807 erfolgt die Niederlegung der Klosterkirche, des Kreuzganges und der Klausur. Heute ist noch der südliche erhaltene Teil des ehemaligen klösterlichen Wirtschaftshofs im Besitz der Familie von der Leyen-Bloemersheim, einschl. ca. 460 ha landwirtschaftlicher Flächen mit dem Groß-Isselhof und den umgebenden Waldungen. Heute sind im Wirtschaftshof Büronutzungen (Management- und Unternehmensberatungen), eine Weinhandlung und Wohnungen. Die Eigentümerfamilie residiert auf Schloss Bloemersheim in Neukirchen-Vluyn.

70 Jahre Kriegsschaden des II. Weltkriegs

Durch einen Bombenschaden wird im August 1943 das Schloss so stark beschädigt, dass es 1959 ganz niedergelegt wird (Sprengung und Abbruch). Die Schäden am Wirtschaftshof sind von geringem Umfang, der landwirtschaftliche Betrieb im Wirtschaftshof bleibt erhalten.

1963 wird der Teil des Grundstücks verkauft auf dem das Schloss stand; einschl. des englischen Landschaftsparks.

Über 50 Jahre Planungsdilemma

Auf dem verkauften Grundstücksteil sollte eine Einrichtung der Evangelischen Kirchen Düsseldorf entstehen, später ein Altenheim. Zahlreiche Planungsprojekte konnten nicht realisiert werden. Nach mehrfachen Eigentümerwechseln wurde das Parkareal 1995 Eigentum einer Kölner Privatgesellschaft. Bauprojekte scheiterten bislang an Konflikten mit dem Boden-, Bau- und Gartendenkmal. Mitte 2016 wurde ein Meerbuscher Bürger Eigentümer.

Fast 20 Jahre Denkmaldiskussion

Im Jahr 2000 wurde der Anstoss gegeben, eine Grundlage für die Zukunft von Haus Meer zu schaffen. Die Fachhochschule Köln Fakultät für Architektur, Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege, erhielt vom Rat der Stadt Meerbusch den Auftrag zur: Erfassung und Analyse der historischen Strukturen auf dem Gelände von Haus Meer. Dies geschah in einem sog. 4-Säulenmodell:

  • Auswertung der historischen Schrift- und Bildquellen
  • Bauhistorische Dokumentation einschl. der Gartendenkmalpflege
  • Archäologische Dokumentation
  • Erfassung von Flora und Fauna

Das Ergebnis liegt seit 2002 in Buchform mit 222 Seiten Umfang vor. Download über den Geschichtsverein Meerbusch
Haus Meer in Meerbusch - Dokumentation und Analyse.pdf
Bis 2004 waren alle qualifizierten Denkmale als Gesamtdenkmal in die Denkmalliste der Stadt Meerbusch eingetragen - Bodendenkmal - Gartendenkmal - Baudenkmale.

Über den Umgang mit diesem überregional bedeutenden und für die Identifikation von Meerbusch besonders bedeutenden Kulturdenkmal wurde bislang keine akzeptable Lösung gefunden. Bevor der fortschreitende Substanzverlust zum endgültigen Untergang dieses Ortes führt, sind Entscheidungen gefordert.

Eine Grundlageninformation zur Historie des Geländes und des Landschaftsparks ist die Veröffentlichung „Haus Meer in Meerbusch“, erschienen in der Reihe der Rheinischen Kunststättenhefte, Heft 530 mit 28 Seiten Umfang ist für 3,- € im Buchhandel zu beziehen, oder bei den zahlreichen Parkspaziergängen zwischen März und Dezember. Herausgeber: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Ottoplatz 2, 50679 Köln
www.rheinischer-verein.de, ISBN 978-3-86526-064-2

Die Autoren stellen auf ca. 30 Seiten von den Römerspuren bis zur Schaffung des Englischen Landschaftsgartens durch den königlichen Hofgarteninspektor Joseph Clemens Weyhe die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Kloster- und Schloßareals dar. Sowohl historische Aspekte als auch eindrucksvolle heutige Situationen werden durch Text und viele Abbildungen leichter verständlich.Vorteil für Besucher des Parks: Mit dem Heft in der Hand erschliesst sich das über 5 Hektar grosse Gelände bei einem Parkspaziergang anhand von Text und Übersichtsplan fast von alleine. Kunststättenheft Nr. 530, Haus Meer in Meerbusch.